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leben, bilden / 29.08.2023
Berliner Naturschutzpreis 2023 für die Waldmanager:innen der Grundschule Am Sandhaus

Draußen lernen, wie man Bäume pflanzt und den Wald pflegt - die Grundschule Am Sandhaus macht es möglich (Foto: Susanne Jeran, Stiftung Naturschutz Berlin)
Draußen lernen, wie man Bäume pflanzt und den Wald pflegt - die Grundschule Am Sandhaus macht es möglich (Foto: Susanne Jeran, Stiftung Naturschutz Berlin)

Besonders die Menschen, die mit viel Enthusiasmus und Engagement am Werk sind und mehr tun, als sie eigentlich müssten, bewegen hier großartige Dinge. Um ihnen zu danken, vergibt die Stiftung Naturschutz seit 1988 einmal jährlich den Berliner Naturschutzpreis. Der Preis wird in zwei Kategorien vergeben: für Personen und für Institutionen.

In diesem Jahr erhielten Sophia Lokatis für ihr Engagement bfür den Blühenden Campus der FU und die Waldmanager der Grundschule Am Sandhaus in Berlin-Buch den Berliner Naturschutzpreis. Die Preise wurden am 28. August 2023 mit einem Festakt im Sommergarten der ufaFabrik feierlich verliehen.

Preisträger*innen Grundschule "Am Sandhaus"

Die Waldmanager

"Ich möchte immer, dass Kinder rauskommen in die Natur und in der Natur lernen. Weil, vor Ort lernen ist immer das Beste!" Antje Neumann, Biologin, Naturpädagogin und Lehrerin an der Grundschule Am Sandhaus setzt sich mit ganzem Herzen für das Projekt Schulwald ein. Durch ihre Initiative wurde 2004 im Bucher Forst auf einem ehemaligen Rieselfeld ein solcher Schulwald eingerichtet. Das Projekt ist auf lange Dauer angelegt und bringt mit regelmäßigen Aktionen praktischen Naturschutz in den Unterricht: bei Pflanzaktionen von jungen Setzlingen, der Pflege aufwachsender Bestände und der Ausbildung von Waldmanager*innen lernen Kinder viel über heimische Arten und das Ökosystem Wald. Hier wachsen Feldahorn, Stieleiche und Hainbuche. "Bäume geben uns Sauerstoff und durch Sauerstoff atmen wir", weiß Drittklässler Erik. "Und wegen dem Klima, weil, das ist ja zurzeit nicht so gut", so sein Klassenkamerad Suhaib. Der Schulwald wird in den Klassenstufen 3 bis 6 im Naturkunde- und Sachunterricht einbezogen. Das Forstamt Pankow und der Förderverein der Grundschule unterstützen das Projekt tatkräftig. Seit Beginn haben hunderte Schüler*innen insgesamt mehr als 2500 Bäume gepflanzt. "Für die Kinder ist es toll, dass sie hier rauskommen, eine einzigartige Landschaft erleben, selbst etwas darin machen können - und hoffentlich auch später Erfolgsmomente haben, indem ihre Bäume später noch Teil dieses Waldes sein werden", sagt Mike Kraatz, Leiter der Revierförsterei Buch.

I N T E R V I E W  mit Antje Neumann (Grundschullehrerin), Mike Kraatz (Revierförster) und Grundschüler*innen

Antje Neumann, Grundschullehrerin und Initiatorin des Projekts Schulwald

Wie ist das Projekt entstanden?
Der Förderverein der Grundschule am Sandhaus hat 2005 beschlossen, das Projekt zu machen und 2006 wurden die ersten Bäume gepflanzt. Ich habe damals für die Grundschule ein Schulkonzept mit dem Schwerpunkt Naturerlebnispädagogik geschrieben. Ein Bestandteil war, einen eigenen Schulwald zu besitzen.

Wie viele Bäume sind seitdem gepflanzt worden?
Wir haben insgesamt mindestens 2.500 Bäume gepflanzt, davon haben etwa 1.300 überlebt.

Wie viele Schüler*innen waren beteiligt?
Oh, das haben wir noch nicht ausgerechnet. Aber über die Jahre – es sind ja jetzt 15 Jahre – und pro Jahr sind es rund 250 Schüler – also, es waren ganz schön viele (lacht).

Was gibt es den Kindern mit, an dem Projekt Schulwald teilzunehmen?
Ich hoffe, dass die Kinder die Natur wahrnehmen und durch dieses Erlebnis mehr Achtung vor ihr haben. Und dass sie auch feststellen, dass man in der Natur schöne Dinge erleben kann und sich auch erholen kann, Spaß haben kann.

Was ist ihr persönliches Ziel mit diesem Projekt?
Ich bin seit 20 Jahren Naturerlebnispädagogin. Durch einen Quereinstieg bin ich als Lehrerin an die Schule gekommen. Ich habe hier aber zuvor viele Jahre eine Natur-AG gehabt und den Schulwald mitbetreut. Mein Ziel ist es, Kinder in die Natur zu bringen, und dort zu lernen, vor Ort, über alle Sinne. Das ist mein Schwerpunkt. Und ich habe Bücher geschrieben in dieser Richtung und Spiele erfunden und möchte immer, dass Kinder rauskommen und in der Natur lernen. Weil, vor Ort lernen ist immer das Beste!

Was machen die Waldmanager*innen?
Einmal im Jahr sind bei uns die Pflanztage. Und alle Schüler aus der Schule gehen dann hier zum eigenen Schulwald und pflanzen Bäume. Sie werden empfangen von den Waldmanagern. Die Funktion der Waldmanager ist, alle Schüler dafür vorzubereiten. Das heißt, sie begrüßen sie, zeigen, was für Bäume gepflanzt werden an dem Tag und was sie an Besonderheiten haben, diese Bäume. Wie alt die werden, was der Mensch von ihnen nutzt, und warum sie sich besonders gut eignen, dass wir sie hier pflanzen. Und dann werden die Bäume von den Waldmanagern ausgeteilt, dann werden Spaten ausgeteilt und es wird gezeigt, wie man gräbt. Die Waldmanager begleiten alle Schüler zu den Pflanzstellen und erklären, wie sie die Bäume einpflanzen sollen und unterstützen sie dabei. Die Waldmanager bekommen zusätzlich wöchentlichen Fachunterricht, zwei Stunden zur Artenkenntnis und ökologischen Beziehungen.

 

Mike Kraatz, Revierförsterei Buch

Wo sehen Sie die Vorteile dieses Projekts?
Für die Kinder ist es toll, dass sie hier rauskommen, eine einzigartige Landschaft erleben, selbst etwas darin machen können – und hoffentlich auch später Erfolgsmomente haben, indem ihre Bäume später noch Teil dieses Waldes sein werden. Es ist vor allem schön für die Kinder, weil sie in der freien Natur sein dürfen, alles live erfahren und anfassen zu können. Und wo hat man schon so nah an der Berliner Stadtgrenze so eine vielfältige Landschaft?

Für den Wald ist das natürlich toll, weil wir hier ja eine Sondersituation haben: Das sind die alten Rieselfelderflächen, gekennzeichnet durch schwierige Bodenbedingungen, und wir müssen hier auch manchmal menschlich hinzuwirken. Von ganz alleine wachsen die Bäume hier zum Teil nur spärlich.

Auch umweltbildungstechnisch ist das Projekt natürlich absolut nicht außer Acht zu lassen. Wir haben viele Klassen, die hierherkommen und begrüßen es, dass die Sensibilisierung und die Verbundenheit zu naturähnlichen Landschaften anwachsen. Wir profitieren davon, wenn die nächsten Generationen dafür ein größeres Bewusstsein entwickeln. Und wenn die Kinder ihren Eltern am Abendbrottisch erzählen, wie das eigentlich alles so sein sollte im Wald – umso besser!

 

Das Projekt Schulwald aus Sicht der Kinder

Wo sind wir hier und was ist eure Aufgabe?
Suhaib
: Das ist unser Schulwald, wir sind die Waldmanager, und wir bringen Kindern bei, wie man Bäume pflanzt und pflanzen selber Bäume. Wir sollen auch Gras von den Bäumen wegmachen, sodass sie wachsen können. Wir sollen auch gucken, dass hier kein Müll ist.
Emma: Wir sind eine komplette Klasse und kümmern uns zwei Jahre lang um den Wald. Danach machen das andere Kinder. Und hier pflanzen wir erstmal Bäume ein, gehen mehrmals im Jahr hier hin, gucken uns die Bäume an und machen auch hier sauber.
Sophia: An den Pflanztagen pflanzen wir so zwischen fünf und zehn Bäumen pro Person. Dann kontrollieren wir, ob es den Bäumen gut geht, manchmal reißen wir auch was aus, weil manche Bäume nicht überleben.

Warum ist es gut für die Natur, dass ihr hier so viele Bäume pflanzt?
Erik:
Bäume geben uns Sauerstoff und durch Sauerstoff atmen wir.
Suhaib: Die Bäume pflanzen wir wegen dem Klima, weil, das ist ja zurzeit nicht so gut, und weil es den Kindern in der Grundschule am Sandhaus Spaß macht. Und diese Hülsen machen wir rum, damit die Rehe und Hasen die Wurzeln nicht anknabbern und damit die Bäume auch wachsen können.
Emma: Wir machen das auch, weil so viele Bäume gefällt werden und wir deshalb erneuern wollen.
August: Und es gibt auch Tiere, die hier dann leben können, kleine Insekten, Ameisen und Spinnen und alles. Zum Beispiel Krabbenspinnen. Einmal habe ich ein Reh gesehen.
Erik: Man sieht auch Schnecken, und wenn man Glück hat, vielleicht sogar ein Wildschwein.

Welche Bäume pflanzt ihr ein?
Suhaib:
Feldahorn, Stieleiche und Hainbuche.

Was gefällt euch in eurem Schulwald besonders gut?
Seif:
Ich mag es hier eigentlich immer, Verstecken zu spielen und Bäume einzupflanzen. Und meine Aufgabe ist es, den Kindern zu erklären, warum wir diese Bäume einpflanzen und warum wir diese Hüllen drum machen. Das macht mir auch Spaß. Wenn dein Baum schon gewachsen ist, dann bist du irgendwie so stolz da drauf.
Emma: Mir gefällt es, sich zusammen die Bäume anzusehen, weil es spannend ist, wie die dann gewachsen sind, und dass wir auch manchmal Spiele zur Abwechslung spielen.
Lennart: Ich mag die Natur und ich mag auch das Fahrradfahren hierhin.
Sophia: Wenn wir mit dem Fahrrad hierherfahren, ist es immer ziemlich lustig mit den anderen, und auch, Teamarbeit zu machen. Wir wären gerne öfter hier. Wenn andere Berliner Schulen auch Schulwälder hätten, würde das natürlich schon ein bisschen mehr an der Natur verändern. Aber es ist natürlich auch cool, die einzige Berliner Schule zu sein, die sowas hat.

Welche Bäume sind eure Lieblingsbäume und welcher Baum wärt ihr gern?
Suhaib:
Also, ich wäre drei Bäume: Ein Apfelbaum, ein Kirschenbaum und eine Palme.
Seif: Ich würde ein Apfelbaum sein.
Charlotte: Mein Lieblingsbaum ist die Stieleiche.
Lennart: Mein Lieblingsbaum ist der Kirschbaum, weil, ich liebe Kirschen.
Emma: Die Hainbuche. Ich finde die Form sehr schön.
Sophia: Mein Lieblingsbaum ist die Birke. Ich finde die so besonders, weil sie der einzige Baum ist, der eine andere Farbe hat am Stamm. Wenn die so im Sommer blüht, finde ich die besonders schön.
Erik: Ich finde auch, dass die Birke cool aussieht und ich finde auch krass an der Birkenrinde: Wenn man Feuer machen will, kann man die nicht nur trocken anzünden, sondern sogar, wenn die nass ist.
Antje Neumann: Ich würde gerne eine Hainbuche sein. Die Hainbuche ist sehr stabiles Holz, man sagt auch, das „Eisenholz“. Es hält also einiges aus, ist sehr standhaft und fest und lässt sich nicht so leicht beeinflussen. Ich möchte ja auch möglichst viel Naturerlebnis in die Kinder bringen und mich von den Widrigkeiten nicht herausbringen lassen.


Hier geht es zum Video über die Waldmanger:innen und den Schulwald der Grundschule Am Sandhaus in Berlin-Buch:
www.youtube.com/watch?v=qbow3jYaa_8&t=238s

Lesen Sie auch unseren Artikel "Umweltbildung im eigenen Schulwald", der 2015 über Berlins einzigen Schulwald in Berlin-Buch berichtete:
www.berlin-buch.com/de/entry/schulwald_berlin_grundschule_sandhaus

 

www.stiftung-naturschutz.de Quelle: Stiftung Naturschutz Berlin

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26.12.2024, 11:00
Führung „Wildnis am Stadtrand – Freie Pferde als Landschaftspfleger“

Kostenfreie Führung mit Antonia Gerke zum Thema „Pferde als Landschaftspfleger“

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