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forschen, heilen / 18.12.2023
Kleines Protein mit großer Wirkung: Innovative Prostatakrebsbehandlung

Prof. Dr. med. Stefan Dresel, Chefarzt der Nuklearmedizin in den Helios Kliniken Berlin-Buch (Foto: Thomas Oberländer / Helios)
Prof. Dr. med. Stefan Dresel, Chefarzt der Nuklearmedizin in den Helios Kliniken Berlin-Buch (Foto: Thomas Oberländer / Helios)

Forscher haben mit PSMA ein spezielles Eiweiß entdeckt, das sich sowohl zur exakten Diagnostik als auch Behandlung von Prostatakrebs eignet

Prostatakrebs zählt in Deutschland zu den häufigsten Krebserkrankungen bei Männern. Jährlich erhalten rund 60.000 Betroffene die Diagnose – etwa 12.000 Patienten sterben. Zahlen, die zunächst wenig Mut machen. Neue Forschungserkenntnisse und eine innovative Therapie hingegen bieten Grund zur Hoffnung. Die sogenannte PSMA-Therapie kann dazu beitragen, die Lebensqualität von schwerkranken Patienten zu verbessern und Lebenszeit zu verlängern. Das Prostata-spezifische Membranantigen (PSMA) ist ein Proteinmolekül, das sich auf der Oberfläche von Prostatatumoren findet. Mit diesem „Zielmolekül“ verschaffen sich Ärztinnen und Ärzte Zugang zum Tumor und seinen Metastasen.

Prof. Dr. med. Stefan Dresel, Chefarzt der Nuklearmedizin in den Helios Kliniken Berlin-Buch, erklärt im Interview, wie PSMA für Diagnose und Therapie genutzt wird.

Prof. Dresel, wie funktioniert die PSMA-Therapie und was hat sie mit radioaktiven Substanzen zu tun?

Das kleine Molekül PSMA wird mit der radioaktiven Substanz Lutetium 177 (Lu-177) verbunden. Dank aktueller Forschung wissen wir heute, dass die Prostatakarzinomzellen an ihrer Oberfläche Strukturen aufweisen, woran das Lu-177 PSMA binden und dann in die Zelle eingeschleust werden kann. Dort wirkt dann das radioaktive Medikament und zerstört durch den radioaktiven Zerfall die bösartigen Zellen. Die Behandlung erfolgt stationär.

Mittlerweile liegt eine Vielzahl von Studien zur Wirksamkeit der Lu-177 PSMA-Therapie vor. Die wichtigste Studie ist die sogenannte Vision-Studie, die zeigen konnte, dass mit der Therapie Vorteile hinsichtlich eines längeren Überlebens der Patienten und einer verbesserten Lebensqualität erzielt werden. Diese Studie hat auch zur Zulassung von Lutetium-177 PSMA in Europa geführt, genauer für die Pharmafirmen Pluvicto und Novartis.

Bevor die Therapie beginnt, wird PSMA auch für die Diagnostik genutzt. Wie genau?

Vor Therapiebeginn wird diagnostisch ein Gallium-68 PSMA PET/CT (Positronenemissions- und Computertomographie) durchgeführt. Gallium-68 ist ein diagnostisches Radionuklid. Aufgrund seiner physikalischen und chemischen Eigenschaften ist es besonders gut für nuklearmedizinische Untersuchungen geeignet. Es kann aus einem sogenannten Generator der Firma Eckert & Ziegler hier in der Klinik gewonnen werden. Das geschieht mit der gleichen Substanz PSMA, nur ist dieses Molekül nicht an das zu therapeutischen Zwecken eingesetzte Lutetium-177 gebunden, sondern für die Diagnostik an das Gallium-68. Wir können dann im PET/CT nachweisen, ob die Tumorherde des Patienten dieses PSMA auch aufnehmen. Nur wenn dies der Fall ist, ist die Therapie überhaupt erfolgversprechend.

Dank unserer engen Kooperation mit der Eckert & Ziegler AG beziehen wir die Radionuklide direkt vom Nachbarcampus.

In welchem Stadium der Erkrankung wird die Therapie eingesetzt und was bewirkt sie?

Die Therapie wird vor allem bei Patienten mit einem fortgeschrittenen Prostatakarzinom, welches Metastasen gebildet hat, eingesetzt. Hinter den Betroffenen liegen dann bereits mehrere antihormonelle Therapien und in den meisten Fällen auch eine Chemotherapie . Die Lu-177 PSMA-Therapie wird also dann angewendet, wenn klassische Therapien keine Wirkung mehr zeigen. Wenn die Voraussetzungen stimmen, wird die Therapie in diesen Fällen von der Krankenkasse übernommen. Viele Patienten profitieren sehr davon – sie blühen regelrecht auf, können besser laufen und benötigen weniger Schmerzmedikamente. Sie sind allgemein mobiler und können besser am Alltags- und Familienleben teilnehmen. Das ist ein echter Gewinn.

Interview: Julia Talman / Helios Klinikum Berlin-Buch

Das Interview erschien zuerst im Standortjournal buchinside.

Quelle: Pressemitteilung Helios Klinikum Berlin-Buch

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