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heilen / 02.11.2022
Erstmals in Berlin: Katheterablation mit MRT-Bildgebung durchgeführt

Dr. med. Michael Wiedemann, Leiter des Herz-Rhythmus-Zentrums, und Dr. med. Marcel Prothmann besprechen die MRT-Bildgebung während der Katheterablation (Foto: Kareen Kittelmann/Helios Kliniken)
Dr. med. Michael Wiedemann, Leiter des Herz-Rhythmus-Zentrums, und Dr. med. Marcel Prothmann besprechen die MRT-Bildgebung während der Katheterablation (Foto: Kareen Kittelmann/Helios Kliniken)

Im Helios Klinikum Berlin-Buch wurde eine Katheterablation mithilfe eines Herz-MRTs durchgeführt. Ein Kardiologen-Team hat zum ersten Mal das Standardverfahren einer Katheterablation mit einem Kardio-MRT gepaart. Dieses neue Verfahren verspricht in Zukunft eine Verbesserung der Behandlung von komplexen Herzrhythmusstörungen durch eine Bildgebung in Echtzeit und präzisere Behandlung des Herzgewebes.

Der Leiter vom Herz-Rhythmus-Zentrum Berlin/Brandenburg am Helios Klinikum Berlin-Buch Dr. med. Michael Wiedemann erklärt das innovative Verfahren im Interview:

Welche Voraussetzungen werden für dieses besondere Verfahren benötigt?

Dr. Wiedemann: „Aufgrund unserer exzellenten Erfahrung im Team und interdisziplinären Zusammenarbeit sowie unserer besonderen Ausstattung eines Kardio-MRTs und zusätzlichem Instrumentarium konnten wir erstmals in Berlin diese MRT-gestützte Katheterablation durchführen. Für das OP-Verfahren mit MRT-Bildgebung benötigt man Herzkatheter, welche nicht vom magnetischen MRT-Gerät angezogen werden. Deshalb haben wir Katheter aus Kunststoff mit Goldspitze und zwei Elektroden verwendet, welche speziell für diesen Einsatz entwickelt wurden. Damit gehören wir zu den ersten zehn kardiologischen Zentren in Europa, die in der Lage sind, diese Methode umzusetzen.“

Was ist ein Kardio-MRT?

Dr. Wiedemann: „Im Gartengeschoss unseres Klinikums befindet sich unser hochmodernes Kardio-MRT. Dieses „Herz-MRT“ macht in Echtzeit Bewegtbilder der Herz-Anatomie. Das Verfahren ist strahlungsfrei und ermöglicht den Ärztinnen und Ärzten sehr genaue Untersuchungsergebnisse, da die MRT-Bilder die individuelle Struktur und Funktion des Herzens sehr genau darstellen. So werden zum Beispiel Besonderheiten wie komplizierte Ausbuchtungen des Gewebes dargestellt. In diesem konkreten Fall der MRT-basierten Katheterablation haben wir bei unserem Patienten Vorhofflattern, eine besondere Form der Herzrhythmusstörung, präzise behandelt und während des Eingriffs auf die MRT-Bilder schauen können. Meine Kolleginnen und Kollegen aus unserer Kardio-MRT-Abteilung profitieren dabei sehr von der Leitung von Prof. Dr. med. Jeanette Schulz-Menger, die bereits mehrfach für ihre exzellente Forschungsarbeit ausgezeichnet wurde.“

Was ist Vorhofflattern?

Dr. Wiedemann: „Bei typischem Vorhofflattern ist das elektrische Signal im Herzen gestört. Die Signale kommen vom Weg ab und „kreisen“ im rechten Vorhof. Dieser sogenannte Erregungskreis ist bei allen Patientinnen und Patienten gleich. Als Ergebnis können die Vorhöfe nicht mehr richtig pumpen: Sie „flattern“ und werden bis zu 300-mal pro Minute erregt. In Deutschland ist die Diagnose Vorhofflattern und insbesondere Vorhofflimmern der zweithäufigste Grund für einen Krankenhausaufenthalt. Vorhofflattern wird in der Regel durch eine Katheterablation behandelt.“

Was ist eine Katheterablation?

Dr. Wiedemann: „Eine Katheterablation ist bis auf wenige Ausnahmen das Standardverfahren   zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen. Als bildgebendes Verfahren wird hier normalerweise eine Durchleuchtung mit Röntgenstrahlen genutzt und mit einem Navigationsverfahren kombiniert. In dem minimalinvasiven Eingriff werden Katheter, biegsame Kunststoffschläuche, über die Leistenvene bis zum Herzen geschoben und im Herzen platziert. Über den Ablationskatheter wird mit Hitze, die durch Hochfrequenzstrom erzeugt wird, gezielt Herzmuskelgewebe verödet. Eine weitere Methode ist die Verödung durch Kälte. Die verödeten Zellen können das elektrische Signal nicht mehr weiterleiten und – wie in unserem Fall des Vorhofflatterns – werden die kreisenden Erregungen so unterbrochen. Das Signal im Herzen kann wieder geordnet weitergeleitet werden und der Herzrhythmus ist wieder intakt.

Wie viele Herz-MRT, Katheterablationen und elektrophysische Untersuchungen werden durchschnittlich im Jahr im Helios Klinikum Berlin-Buch durchgeführt?

Dr. Wiedemann: „In unseren vier hochspezialisierten kardiologischen Laboren führen wir spezielle kathetergestützte Herzuntersuchungen zur Diagnostik und Therapie durch. Zwei dieser Labore sind dabei speziell für die Behandlung von Herzrhythmusstörungen ausgestattet. So finden im Helios Klinikum Berlin-Buch jährlich rund 1000 Behandlungen wie Ablationen und elektrophysische Untersuchungen statt. In unserem Kardio-MRT unter der Leitung von Prof. Dr. med. Jeanette Schulz-Menger werden zudem rund 3000 Herzen pro Jahr untersucht.“

Welche Vorteile verspricht dieses Verfahren der MRT-basierten Katheterablation?

Dr. Wiedemann: „In Zukunft werden komplexe Rhythmusstörungen, insbesondere lebensbedrohliche Herzrasenzustände im Fokus dieser Behandlungsmethode stehen. Die MRT-Bildgebung kann nicht nur anatomische Besonderheiten des Herzens in Echtzeit darstellen, sondern auch narbige Veränderungen sichtbar machen. Häufig gehen gerade von diesen Narben ganz unterschiedliche, zum Teil lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen aus. Mithilfe des MRTs sollte es möglich sein, eine optimale Therapieplanung und Durchführung zu gewährleisten. Dies ist ein wichtiger Vorteil gegenüber dem klassischen „Röntgen“, einer Durchleuchtungs-gestützten Katheterablation. Zwar existieren bereits weitere Navigationssysteme für Eingriffe am Herzen, die eine 3D-Planung ermöglichen und bei der OP auch verwendet werden, allerdings können diese nicht in Echtzeit wie beim MRT die Behandlung und Ergebnisse darstellen. Zudem entsteht bei dem Verfahren keine Röntgenstrahlenbelastung für Patientinnen und Patienten oder das medizinische Personal. Weitere Forschungsarbeiten und technische Weiterentwicklungen sind erforderlich, um die genannten Vorteile in die Praxis zu bringen. Wir freuen uns auf diese interessante Arbeit.“

Was versteht man unter der Rhythmologie?

Dr. Wiedemann: „Die Rhythmologie ist ein Spezialgebiet der Kardiologie und beschäftigt sich mit der Diagnostik und Behandlung von Herzrhythmusstörungen. Unter Rhythmologie versteht man die Wissenschaft der elektrischen Erregung im Herzen. Um Störungen dabei zu erkennen und zu therapieren, nutzen wir das EKG oder eine Herzkatheteruntersuchung. Standardtherapien sind dann zum Beispiel eine Katheterablation bei Herzrasen oder ein Herzschrittmacher bei einem zu langsamen Herzschlag. Die Untersuchungen zur Diagnostik sowie die Eingriffe führen wir in unseren hochmodernen Herzkatheterlaboren mit allen technischen Voraussetzungen für spezielle kathetergestützte Herzuntersuchungen durch.“

                                                                                                   

TELEFONSPRECHSTUNDE

Um mehr Menschen über Herzrhytmusstörungen aufzuklären, bietet Dr. med. Wiedemann am Donnerstag, 10. November und 17. November, von 16:00 bis 17:00 Uhr eine Telefonsprechstunde an. Fragen zu Therapie rund um das Thema Herzrhytmusstörungen können im Rahmen der Sprechstunde besprochen werden. Unter der Rufnummer (030) 9401-54444 können sich Betroffene beraten lassen. Die Sprechstunde ist kostenfrei und ohne Anmeldung nutzbar.
 

Das Helios Klinikum Berlin-Buch ist ein modernes Krankenhaus der Maximalversorgung mit über 1.000 Betten in mehr als 60 Kliniken, Instituten und spezialisierten Zentren sowie einem Notfallzentrum mit Hubschrauberlandeplatz. Jährlich werden hier mehr als 55.000 stationäre und über 144.000 ambulante Patienten mit hohem medizinischem und pflegerischem Standard in Diagnostik und Therapie fachübergreifend behandelt, insbesondere in interdisziplinären Zentren wie z.B. im Brustzentrum, Darmzentrum, Hauttumorzentrum, Perinatalzentrum, der Stroke Unit und in der Chest Pain Unit. Die Klinik ist von der Deutschen Krebsgesellschaft als Onkologisches Zentrum und von der Deutschen Diabetes Gesellschaft als „Klinik für Diabetiker geeignet DDG“ zertifiziert.

Gelegen mitten in Berlin-Brandenburg, im grünen Nordosten Berlins in Pankow und in unmittelbarer Nähe zum Barnim, ist das Klinikum mit der S-Bahn (S 2) und Buslinie 893 oder per Auto (ca. 20 km vom Brandenburger Tor entfernt) direkt zu erreichen.

Helios ist Europas führender privater Krankenhausbetreiber mit insgesamt rund 125.000 Mitarbeitenden. Zum Unternehmen gehören unter dem Dach der Holding Helios Health die Helios Kliniken in Deutschland sowie Quirónsalud in Spanien und Lateinamerika und die Eugin-Gruppe mit einem globalen Netzwerk von Reproduktionskliniken. Mehr als 22 Millionen Patient:innen entscheiden sich jährlich für eine medizinische Behandlung bei Helios. 2021 erzielte das Unternehmen einen Gesamtumsatz von rund 10,9 Milliarden Euro.

In Deutschland verfügt Helios über 87 Kliniken, rund 130 Medizinische Versorgungszentren (MVZ), sechs Präventionszentren und 17 arbeitsmedizinische Zentren. Jährlich werden in Deutschland rund 5,4 Millionen Patient:innen behandelt, davon 4,4 Millionen ambulant. Helios beschäftigt in Deutschland mehr als 75.000 Mitarbeitende und erwirtschaftete 2021 einen Umsatz von 6,7 Milliarden Euro. Helios ist Partner des Kliniknetzwerks „Wir für Gesundheit“. Sitz der Unternehmenszentrale ist Berlin.

Quirónsalud betreibt 56 Kliniken, davon sieben in Lateinamerika, 88 ambulante Gesundheitszentren sowie rund 300 Einrichtungen für betriebliches Gesundheitsmanagement. Jährlich werden hier rund 17 Millionen Patient:innen behandelt, davon 16,1 Millionen ambulant. Quirónsalud beschäftigt mehr als 46.000 Mitarbeitende und erwirtschaftete 2021 einen Umsatz von 4 Milliarden Euro.

Das Netzwerk der Eugin-Gruppe umfasst 33 Kliniken und 39 weitere Standorte in zehn Ländern auf drei Kontinenten. Mit rund 1.600 Beschäftigten bietet das Unternehmen ein breites Spektrum modernster Dienstleistungen auf dem Gebiet der Reproduktionsmedizin an und erwirtschaftete 2021 einen Umsatz von 133 Millionen Euro.

Helios gehört zum Gesundheitskonzern Fresenius.

www.helios-gesundheit.de Quelle: Pressemitteilung Helios Klinikum Berlin-Buch

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