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heilen / 11.10.2020
Rheuma – was ist das?

Viele denken bei Rheuma an eine Erkrankung im höheren Alter. Aber auch Kinder oder Jugendliche können schon betroffen sein. Der Begriff Rheuma fasst verschiedene Erkrankungen zusammen, wie zum Beispiel entzündliche Verschleißerkrankungen von Gelenken und Wirbelsäule („Arthrosen“) sowie Stoffwechselerkrankungen des Knochens. Wir haben Dr. med. Daniel Haselbusch, Oberarzt der Kinder- und Jugendmedizin im Helios Klinikum Berlin-Buch und einer der Leiter des Kinderrheumazentrums, anlässlich des weltweiten Rheuma-Tages am 12. Oktober interviewt:

Herr Dr. Haselbusch, was ist Rheuma?
Dr. Haselbusch: Der Name Rheuma stammt aus der Medizin des griechischen Altertums. Es wird von „rheo“, das heißt „ich fließe“, abgeleitet und bezeichnet alle durch den Körper ziehenden Schmerzen. Man nennt Rheuma auch „Die Erkrankung mit den tausend Gesichtern“. Anfangs sind die Beschwerden häufig diskret und vielseitig. Patienten klagen über allgemeine Müdigkeit, Appetitlosigkeit und Unwohlsein. Die Körpertemperatur kann erhöht sein. Insbesondere bei kleinen Kindern fällt zwischenzeitlich „Laufunlust“ und erneutes „wieder Tragen gewollt werden“ auf. Im weiteren Verlauf sind meistens Gelenksymptome wie Schwellung, Überwärmung, Bewegungsschmerz und Bewegungseinschränkung auffällig. Die chronische Krankheit verläuft in Schüben und kann neben allen großen Gelenken wie Hüft-, Knie-, Sprung-, Schulter-, Ellenbogen- und Handgelenk auch kleine Finger- und Zehengelenke sowie Kiefergelenke und die Wirbelsäule betreffen. Eine Beteiligung innerer Organe wie Herz, Leber, Niere oder Lunge kommt bei einigen Sonderformen rheumatischer Erkrankungen vor.

Wie kann man Rheuma behandeln?
Wichtig ist, die Erkrankung zu erkennen, um den Betroffenen zielgerichtet helfen zu können. In unserem Kinderrheumazentrum verfolgen wir drei Behandlungsziele in der Akut- und Basistherapie: Schmerzen lindern, Entzündungen bekämpfen, Gelenkfehlstellungen vorbeugen. Medikamentöse Behandlung wird durch geeignete Physiotherapie ergänzt. Sie umfasst aktive und passive Bewegungsübungen, Gymnastik, Packungen, Bäder, Elektrotherapie, Massagen, Manualtherapie und Ultraschall. Die Gymnastik steht dabei im Vordergrund.

Was ist das Besondere bei Rheuma, wenn die Erkrankung Kinder oder Jugendliche trifft?
Im Kindesalter sind Krankheiten des rheumatischen Formenkreises erheblich seltener als bei Erwachsenen. Symptome sind oft unspezifisch und nicht auf den ersten Blick erkennbar. Die Kenntnis der Symptome - verbunden mit der umgehenden Diagnose - ist aber wichtig, weil sich mittels frühzeitiger Behandlung Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und dauerhafte Gelenkschäden vermeiden lassen. Unser Team aus Kinderärzten, Kinderkrankenschwestern, Physio- und Ergotherapeuten, Motopäden, Psychologen und Sozialarbeitern bildet seit vielen Jahren eines der bundesweit größten Kinderrheumazentren. Wir betreuen die uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen im Alter von 0 bis 18 Jahren in allen Krankheitsphasen und in enger Zusammenarbeit mit unserer kinderrheumatologischen Fachambulanz.

Welche Symptome deuten auf eine Rheumaerkrankung?
Je jünger die Kinder sind, desto unspezifischer können Symptome oder Symptomkombinationen sein. Eltern und Patienten berichten von Abgeschlagenheit, Fieber, Hauteffloreszenzen, Hinken, Bewegungseinschränkung bis hin zur Laufverweigerung. Oft sind auch eines oder mehrerer Gelenke angeschwollen oder überwärmt. Auch die Morgensteifigkeit kann auftreten. Betroffene Kinder hören manchmal, dass sie sich nicht so anstellen sollen und für Rheuma ja viel zu jung sind. Das ist bis zur richtigen Diagnose oft ein schwerer Weg für sie.

Welche Diagnostik bieten Sie an?
Unser Kinderrheumazentrum ist eines der Schwerpunktzentren in Deutschland. Spezifische immunologisch-rheumatologische Labordiagnostik und alle modernen bildgebenden Verfahren, darunter Gelenk- und Weichteilsonographie, Computer-, Kernspintomographie (CT, MRT) und Szintigraphie, gehören zu unseren speziellen diagnostischen Möglichkeiten.

Welche Therapieverfahren gibt es?
Gelenkpunktionen mit intraartikulärer Medikamenteninstillation unter Anwendung schmerzfreier und schonender Narkoseverfahren sowie spezifisch antirheumatische Therapie unter Anwendung konventioneller und biotechnologischer Therapeutika. Ganz wichtig sind Seite Physio-, Ergo- und Mototherapie. Begleitet werden die betroffenen Kinder und Jugendlichen durch Psychologen, Sozialarbeiter und Initiativen wie z.B. der Rheumaliga.

Welche komplementären Maßnahmen können helfen?
Möglich sind die Teilnahme an internationalen multizentrischen Therapieoptimierungsstudien. Eine Übergangssprechstunde für Jugendliche und junge Erwachsene gibt es in Zusammenarbeit mit der Erwachsenen-Rheumatologie. Auch die Kieferorthopädische Mitbetreuung, Rheumaschulungen und Beratung in unserem Elterncafé gemeinsam mit der Rheumaliga Berlin e.V. gehören zum Angebot.

Gut zu wissen: Der Welt-Rheuma-Tag der Deutschen Rheuma-Liga, die in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen feiert, ist 2020 dem Engagement der 10.000 Ehrenamtlichen gewidmet, die für den Verband bundesweit im Einsatz und oft selbst von der chronischen Erkrankung betroffen sind.

www.rheuma-liga.de

Kontakt
Helios Klinikum Berlin-Buch
Kinder- und Jugendmedizin
Chefarzt: Priv.-Doz. Dr. med. Patrick Hundsdörfer
T (030) 9401-14500
Schwanebecker Chaussee 50, 13125 Berlin

Dr. med. Daniel Haselbusch und Dr. med. Ralf Trauzeddel Oberärzte
Schwerpunkt pädiatrische Rheumatologie
daniel.haselbusch@helios-gesundheit.de
ralf.trauzeddel@helios-gesundheit.de

www.helios-gesundheit.de Quelle: Pressemitteilung Helios Klinikum Berlin-Buch

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